Komplexitätsmanagement bei produzierenden Unternehmen.
Ein kurzer Einblick!


Ein theoretischer Überblick zu unterschiedlichsten Bereichen der Komplexität in produzierenden Unternehmen ist der Rahmen dieses Textes.

Komplexität in der gesamten Wertschöpfungskette

Mit der zunehmenden Globalisierung, der immer stärker werdenden Mikrosegmentierung der Märkte sowie der Verbreitung der Industrie 4.0 gewinnt die steigende Komplexität in der gesamten Wertschöpfungskette produzierender Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Die Auswirkungen der Komplexität entlang der Wertschöpfungskette - im Sinne einer Kosten- und Nutzenbetrachtung - führen zu einer steigenden Bedeutung des Managementteams der Produktkomplexität für die Wettbewerbsfähigkeit von produzierenden Unternehmen.

Externe und Interne Komplexität

Externe Komplexität entsteht aus dem Zusammenspiel aus Markt‐und Kundenbedürfnissen sowie gesetzlichen Vorgaben und Normen, welche allesamt von den angebotenen Marktleistungen abgedeckt werden müssen.

Sie drückt sich in der Varianz des Produktprogramms aus, welche durch die am Markt angebotenen Produkte und dessen Varianten bestimmt wird. Dem gegenüber entsteht interne Komplexität dadurch, dass die Varianz des Produktprogramms in den internen Wertschöpfungsprozessen erzeugt werden muss. Dies betrifft nicht nur direkt wertschöpfende Prozesse wie Produktion und Montage, sondern auch indirekte Prozesse wie Beschaffung, Produktionslogistik oder Entwicklung.

Variantenmanagement

Bei Komplexitätsmanagement im produzierenden Unternehmen werden die Gestaltung, Steuerung und Entwicklung der Vielfalt des Leistungsspektrums (Produkte, Prozesse, Ressourcen) betrachtet. Im Gegensatz dazu steht das Produkt bzw. Produktsortiment bei Variantenmanagement im Mittelpunkt.

Variantenmanagement umfasst die Entwicklung, Gestaltung und Strukturierung von Produkten und Dienstleistungen bzw. Produktsortimenten im Unternehmen.

Dadurch wird angestrebt, die vom Produkt ausgehende Komplexität (Anzahl Teile, Komponenten, Varianten usw.) wie auch die auf das Produkt einwirkende

Komplexität (Marktdiversifikation, Produktionsabläufe usw.) mittels geeigneter Instrumente zu bewältigen.

Zielsetzung des Variantenmanagements ist es, die marktseitig geforderte Komplexität (externe Komplexität) in den internen Prozessen bestmöglich, d. h. kosten‐und ressourcenoptimal, abzubilden und somit eine möglichst geringe interne Komplexität zu erzeugen.

Produktkomplexität

Mit zunehmender Globalisierung, steigender Dynamik von Produkt- und Produktionstechnologien sowie dem Kundenanspruch nach individuellen Produkten gewinnt das Thema Produktkomplexität immer mehr an Bedeutung.

Produktkomplexität wird als die Kombination der externen, d. h. marktseitigen, und der internen, d. h. produktseitigen Vielfalt, verstanden. Um Produktkomplexität besser zu managen, sollen die externe und interne Produktkomplexität betrachtet, aufeinander abgestimmt und schließlich beherrscht werden. Das Ziel des Managements der Produktkomplexität besteht darin, die externe Vielfalt konstant zu halten oder zu erhöhen, um möglichst viele Kunden ansprechen zu können, wobei gleichzeitig die interne Komplexität verringert werden soll.

Auf der einen Seite sollen die unterschiedlichen Kundenanforderungen abgedeckt werden, auf der anderen Seite wird die Reduzierung der internen Vielfalt und Kostenoptimierung angestrebt. Es ist sinnvoll, Produktkomplexität nicht nur auf das Produkt begrenzt zu verstehen, sondern auch ganzheitlich.

Dazu muss die Komplexität entlang der gesamten Wertschöpfungskette, startend mit dem Kunden über das Produktmanagement, die Entwicklung bis zu Produktion und Einkauf, aufgenommen und betrachtet werden.

Die explodierenden Innovationszahlen und die kürzer gewordenen Produktlebens-Zyklen tragen das ihre zur Komplexitätssicht bei.

Denkfehler beim Umgang mit komplexen Problemen

  • Probleme sind objektiv und müssen nur noch klar formuliert werden
  • Jedes Problem ist die direkte Konsequenz einer Ursache (Induktionsproblem)
  • Ein Macher kann jede Problemlösung umsetzen
  • Um eine Situation zu verstehen, genügt eine Fotografie des Ist-Zustandes
  • Mit der Einführung einer Lösung ist das Problem erledigt
  • Verhalten ist prognostizierbar
  • Problemsituationen lassen sich beherrschen

Zusammenfassung

Komplexitätsmanagement ist die Koordination von unternehmerischen Aktivitäten unter der Bedingung von relativer Wahrscheinlichkeit und reduzierten Risikoerwartungen. Um dies leisten zu können, bilden Unternehmen (wie alle dynamischen Systeme) Quasi-Objekte aus, mit denen sie ihre Eigendynamik stabilisieren und damit über Erfolg/Nicht-Erfolg entscheiden können.